1. Da sagte Judit zu ihnen: Hört mich an, meine Brüder! Nehmt diesen Kopf und hängt ihn an der Zinne eurer Stadtmauer auf!

2. Wenn dann der Morgen anbricht und die Sonne über der Erde aufgeht, greift alle zu den Waffen und rückt mit allen wehrfähigen Männern zum Stadttor hinaus! Ihr müsst einen Anführer an ihre Spitze stellen und dann so tun, als ob ihr hinabsteigen und die assyrischen Vorposten in der Ebene angreifen wollt; in Wirklichkeit aber dürft ihr nicht hinabgehen.

3. Dann werden die feindlichen Vorposten sich kampfbereit machen, in ihr Lager eilen und die Anführer der assyrischen Truppen wecken. Wenn sie vor dem Zelt des Holofernes zusammenströmen, ihn aber nicht finden, werden sie, von Schrecken gepackt, vor euch flüchten.

4. Ihr aber und die Bewohner des ganzen Landes Israel setzt ihnen nach und macht sie auf der Flucht nieder!

5. Doch zuvor ruft mir noch den Ammoniter Achior, damit er sich den Mann ansieht und ihn wiedererkennt, der das Haus Israel verachtet und der ihn als einen Todgeweihten zu uns geschickt hat.

6. Da rief man Achior aus dem Haus des Usija herbei. Als er kam und in der Hand eines Mannes aus der Volksmenge den Kopf des Holofernes erblickte, fiel er ohnmächtig zu Boden.

7. Nachdem man ihn wieder aufgerichtet hatte, warf er sich Judit zu Füßen, verneigte sich vor ihr und sagte: Gepriesen seist du in allen Zelten Judas und bei allen Völkern. Wer immer deinen Namen hört, wird vor Schrecken erzittern.

8. Doch jetzt erzähl mir, was du in diesen Tagen getan hast. Judit berichtete ihm vor dem ganzen Volk alles, was sie getan hatte, angefangen von dem Tag ihres Weggangs bis zu dem Augenblick ihres jetzigen Gesprächs.

9. Als sie mit ihrem Bericht fertig war, brach das Volk in lauten Jubel aus und erhob in der Stadt ein Freudengeschrei.

10. Achior aber, der begriff, dass der Gott Israels diese Tat vollbracht hatte, glaubte aus ganzem Herzen an Gott; er ließ sich beschneiden und wurde von da an dem Haus Israel zugerechnet und so ist es bis auf den heutigen Tag geblieben.

11. Sobald der Morgen anbrach, hängte man den Kopf des Holofernes an der Mauer auf. Alle Männer griffen zu den Waffen und zogen in Scharen zu den Wegen, die in das Gebirge hinaufführten.

12. Als die Assyrer sie sahen, meldeten sie es ihren Anführern; diese eilten zu den Feldherren, Obersten und allen Offizieren.

13. Sie trafen sich beim Zelt des Holofernes und sagten zu dem Verwalter seines gesamten Eigentums: Weck doch unseren Herrn! Diese Sklaven wagen es herabzukommen und bieten uns den Kampf an, um vollends in ihr Verderben zu rennen.

14. Da ging Bagoas hinein und klatschte vor dem Zeltvorhang; denn er war der Meinung, Holofernes schlafe mit Judit.

15. Als niemand Gehör gab, schlug er den Vorhang zurück und trat in das Schlafgemach ein. Da fand er Holofernes tot ausgestreckt auf der Schwelle liegen und sah, dass ihm der Kopf abgeschlagen worden war.

16. Er stieß einen lauten Schrei aus und zerriss unter Weinen, Stöhnen und lautem Klagen seine Kleider.

17. Dann eilte er in das Zelt, wo Judit untergebracht war; als er sie nicht mehr vorfand, stürzte er unter die Soldaten hinaus und schrie:

18. Diese Sklaven haben Verrat geübt! Ein einzelnes Weib der Hebräer hat Schande über das ganze Haus des Königs Nebukadnezzar gebracht. Seht her: Holofernes liegt am Boden und er hat keinen Kopf mehr.

19. Als sie das hörten, zerrissen die Führer des assyrischen Heeres ihre Kleider; tiefe Bestürzung ergriff sie und ihr Klagegeschrei schallte laut durch das Lager.





“Pode-se manter a paz de espírito mesmo no meio das tempestades da vida”. São Padre Pio de Pietrelcina